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22.02.2024 [65d72abc]

Ein Plädoyer für das freie Teilen von geschaffenen Werken.
In 200 Jahren versteht niemand mehr warum man das nicht machen sollte.
Denn es ist ein Nobrainer dank Vernetzung und digitaler Mittel.

Der Text entstand im Kontext einer immer wieder auftauchenden Urheberrechtsdiskussion.
(Weitere Links dazu s.u.)

Auch zum Thema:
Commons und Gemeingüter - Sammlung

[Metronaut.de]


Ich bin Urheber

John F. Nebel am 11 Mai 2012 / 58 Kommentare

Ich habe in den letzten Jahren mehr als 500 Artikel geschrieben. Ich habe an Publikationen mitgewirkt. Ich habe Fotomontagen und Kampagnen designt. Ich habe Fotos gemacht und sie zum Weiterverbreiten ins Netz gestellt. Ich habe Wikipedia-Artikel geschrieben, korrigiert und weiterentwickelt. Ich habe Interviews aufgenommen und Podcasts produziert. Ich habe Lehrvideos gedreht. Ich habe recherchiert und Reportagen gemacht. Ich habe von Demonstrationen getwittert und berichtet. Ich habe manchmal nur fünf Leser erreicht und manchmal 50.000.

Ich habe Herzblut in alle meine Werke investiert. Ich habe Informationen zusammengetragen. Ich habe Vorträge gehalten. Ich habe Ereignisse kuratiert. Ich habe mich gefreut, wenn ich gelesen wurde. Ich habe Kunst gemacht und triviale Prosa. Ich habe Rants geschrieben. Ich habe Zeit investiert, um etwas zu schaffen. Ich habe kleine Skandale ausgelöst. Ich habe mitgewirkt an Meinungsbildung. Ich habe in mühsamer Arbeit Präsentationen erstellt und diese weitergegeben. Ich habe Leuten etwas beigebracht. Ich habe Texte mit anderen zusammen geschrieben. Ich habe viel gelesen und das in meine Artikel einfließen lassen. Ich habe zitiert. Ich habe gelernt von anderen. Ich habe geremixt. Ich habe Zuspruch erhalten und Ablehnung.

Ich sehe das Internet als Chance, Informationen weltweit zu teilen. Ich teile gerne und werde gerne geteilt. Ich sehe hunderttausende von Urhebern, die aus freien Stücken und Spaß an der Freude, Werke schaffen. Ich bin voll der Freude zu sehen, was Menschen für andere schaffen. Ich bin stolz, wenn andere mich referenzieren. Ich will Austausch, Diskussion und Debatte. Ich will, dass Regierungen transparent werden. Ich will diese Daten offen nutzen können.

Ich sehe eine noch nie dagewesene Vielfalt an Medien, Autoren und Künstlern. Ich sehe Menschen auf Youtube, die sich eigene Fernsehkanäle schaffen. Ich sehe das Netz als die Demokratisierung der Medien, die ich immer haben wollte. Ich sehe die mediale Einbahnstraße endlich durchbrochen. Ich sehe neue Geschäftsmodelle und Finanzierungsmöglichkeiten. Ich sehe Leute, die Nischen füllen. Ich sehe Pluralität. Ich bin fasziniert von dem, was möglich ist. Ich glaube daran, dass dies alles uns gesellschaftlich weiterbringt.

Ich habe die Schnauze voll. Ich habe keine Lust mehr mich von den gutverdienenden Urheber-Lakaien der Verwertungsindustrie beschimpfen zu lassen. Ich habe keine Lust mehr auf die Eindimensionalität dieser Debatte. Ich kritisiere die Ausbeutung von Autoren durch Verlage und Verwerter. Ich bin fertig damit, mich als Raubkopierer diffamieren zu lassen. Ich sehe nicht ein, dass Charlotte Roche oder irgendwelche Tatort-Autoren, einen Alleinvertretungsanspruch auf das Wort Urheber erheben. Ich lasse mich nicht als Prosumer titulieren. Ich will, dass Urhebern Respekt gezollt wird. Ich freue mich auf den Tag, an dem die Verwertungsindustrie sterben wird. Ich will, dass wir uns selbst organisieren.

Ich bin dagegen, dass Kunst und kreatives Schaffen auf kapitalistische Wertschöpfung reduziert werden. Ich sehe, dass das Internet von verschiedener Seite attackiert wird. Ich bin wütend. Ich werde gegen jede Einschränkung von Grund- und Bürgerrechten meine Stimme erheben. Ich werde mir die freie Meinungsäußerung und den freien Fluss von Wissen und Information von niemandem nehmen lassen. Ich will noch mehr freie Informationen überall verfügbar haben. Ich werde dafür kämpfen.

Ich will die unendlichen Chancen nutzen, die das Internet bietet. Ich will, dass noch viel mehr Leute Urheberinnen und Urheber werden. Ich will das Wissen und die Kreativität der Menschheit nutzen. Ich will meinen Teil dazu beitragen. Ich werde weiter etwas schaffen, was Leute mögen oder hassen, was Menschen nutzen oder lassen können. Ich will Informationen geben und nehmen. Ich liebe Internet dafür, was es ist. Ich liebe die Freiheit.

Ich bin Urheber.

Original bei metronaut.
archive.org


Kontext

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Shownotes

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Und täglich grüßt das Urheberrecht

Auch wenn das Thema bisher jegliche ernstzunehmende Auseinandersetzung vermissen lässt, die es erlauben würde, von einer Debatte zu sprechen, bestimmt das Thema Geistiges Eigentum weiterhin die Titelseiten. Dieses mal jene der Zeit.

Von: Logbuch Netzpolitik 23 "Das sind nicht die Droiden, die Ihr sucht" (11.5.2012)

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