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06.09.2025 [68bc406c]
Edward Bernays, Autor des Buchs „Propaganda – Die Kunst der Public Relations“ (1929), Neffe Sigmund Freuds ist mit seinem Werk ein spitzen Beispiel dafür warum ich Werbung, „PR“ usw. als eines der Grundübel unserer Gesellschaft bezeichne.
Es soll desinformieren, soll die Menschen manipulieren und lenken, laut Bernays in einem guten, ja demokratischen Sinne.
Dieses Buch gilt als erfrischend ehrlich.
[...]
Vor allem die Psychologen der Schule Sigmund Freuds haben aufgezeigt, dass der Mensch vieles denkt und tut, um unterdrückte Wünsche und Sehnsüchte zu kompensieren. Eine Ware wird nicht wegen ihres spezifischen Werts oder wegen ihres Nutzens begehrt, sondern weil sie als Symbol für etwas anderes steht; für eine Sehnsucht, die der Konsument sich aus Scham nicht eingesteht. Ein Autokäufer redet sich womöglich ein, dass er es zu Transportzwecken braucht, obwohl er seiner Gesundheit zuliebe eigentlich besser zu Fuß gehen würde. In Wirklichkeit begehrt er das Auto als Statussymbol, als Beweis für seinen Erfolg im Beruf oder um seine Frau damit zu beeindrucken.
Menschen sind oft von Beweggründen getrieben, die sie vor sich selbst verbergen. Dieses grundlegende Prinzip gilt sowohl für die Psychologie der Massen als auch für die des Individuums. Der Propagandist muss die wahren Motive erkennen und darf sich nicht damit zufriedengeben, was die Menschen selbst als Beweggründe angeben.
Es reicht nicht aus, die mechanischen Strukturen der Gesellschaft zu verstehen, ihre Gruppierungen, die Verbindungslinien und die Gräben. Ein Lokführer, der zwar alles über Kolben und Zylinder seiner Lokomotive weiß, aber nichts über das Verhalten des Dampfes unter Druck, wird sie nicht zum Laufen bringen. Die Maschine Gesellschaft hat als Motor die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen. Nur wenn der Propagandist sie kennt und begreift, kann er den riesigen, lose verbundenen Apparat namens moderne Gesellschaft steuern.
Die Arbeit des Propagandisten von einst basierte auf der mechanistischen Reaktionspsychologie, die damals in unseren Hochschulen gerade in Mode war. Dabei ging man von der Idee des menschlichen Geistes als hilf- und willenlosem Automaten aus, der mit mechanischer Vorhersehbarkeit auf bestimmte Stimuli reagiert. Der Meinungsführer hat die Funktion, den Reiz zu liefern, der die gewünschte Reaktion beim einzelnen Kunden auslöst.
Eine der Lehren der Reaktionspsychologie besagte, dass ein oft wiederholter Reiz zu einer Gewohnheit führe, und dass man jemanden von einem Gedanken überzeugen könne, indem man diesen einfach immer weiter wiederholt. Ein Fleischgroßhändler, der mit einer Werbekampagne der alten Schule mehr Speck verkaufen will, würde demnach in ganzseitigen Anzeigen möglichst oft herunterbeten: »Esst mehr Speck. Speck ist billig, gut und gibt Kraft.«
Ein Verkäufer der neuen Schule, der die Gruppenstrukturen der Gesellschaft und die Prinzipien der Massenpsychologie versteht, würde sich als Erstes fragen: »Wer beeinflusst die Essgewohnheiten der Menschen am meisten?« Die Antwort liegt auf der Hand: »Die Ärzte.« Der neue Verkäufer wird also Ärzte dazu anhalten, öffentlich zu verkünden, wie nahrhaft und gesund Speck sei. Weil er die seelische Abhängigkeit vieler Menschen von ihrem Arzt kennt, kann er mit der Gewissheit eines Naturgesetzes vorhersagen, dass sehr viele Menschen dem Rat ihres Arztes folgen werden.
[...]
(S. 39)
Den Auftakt macht das Buch mit folgender Absichtserklärung:
Die Ordnung des Chaos
Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltenweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land.
Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur eine logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich.
[...]
(S. 11)
Wikipedia: Edward Bernays: Propaganda – Die Kunst der Public Relations
Wikipedia: Edward Bernays
Auf annas-archive soll unter "External downloads", bzw. auf libgen eine Kopie der deutschen Ausgabe gesichtet worden sein :)