timte.org Genügsamkeit, Technik und Dada

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10.07.2025 [686fbbdd]

Ich will mal ein Fass aufmachen, das mich schon sehr lange umtreibt.

Ja, es geht auch um "KI"*!! wow!
(*Nicht euphemistisch: "LLM", oder kritisch "stochastischer Papagei")

Macht es die Welt lebenswerter
(Ein erster Entwurf)

Wir erfinden und bauen immer wieder neue Technologien. Mechaniken, Maschinen, die interessante und sehr praktische Dinge können. Sie dienen uns als Werkzeuge, als Verlängerung und Erweiterung unserer körperlichen Möglichkeiten. Wir können so Dinge bewegen und in Massen mit einem Tempo transportieren, das um Größenordnungen über unseren eigentlichen physischen Fähigkeiten liegt. Wir können Dinge ausrechnen und modellieren, auf die wir niemals mit unserem Köpfen allein kämen.
Und einiges das wir mit diesen Möglichkeiten anstellen ist ziemlich cool. Macht unser Leben angenehmer, leichter, schöner.
Merkwürdigerweise gibt es aber auch einiges, das wir mit diesen Technologien anstellen, das unser Leben unangenehmer, stressiger, sogar giftiger macht. Und nicht, weil wir nur dann die guten Sachen haben können. Es ist kein Handel, wir machen einfach selbstverständlich alltäglich Dinge mit diesen Erfindungen, die uns schaden, ohne Not.

Wir machen das, weil wir es nicht anders kennen. Weil wir vielleicht nicht wissen wie es anders gehen soll. Oder nicht mal drauf kommen, dass es andere Wege geben könnte. Oder weil es heißt, dass wir das schon immer so gemacht hätten.

Wir erfinden und bauen neues, weil wir denken, das wird cool! Diese Erfindung wird total praktisch. Das wird der neue heiße Scheiß. Die Zukunft.
Viele Erfindungen und ganze Städte sind nach den futuristischen, coolen, modernen Entwürfen aus Science Fiction, von Künstler*innen, Architekt*innen, Ingenieur*innen gebaut. Die "autogerechte Stadt" ist in alten Filmen zu sehen, bevor es sie gab. Jacques Tatis Playtime ist zwar von 1967, zeigt das aber dennoch sehr schön. Ich meine solche Visionen von der Zukunft, die ganz klar utopisch und positiv gemeint sind. Die Autogerechte Stadt, der Alltag am Computerarbeitsplatz und am Smartphone als Beispiele, sind aber zur unangenehmen, ungesunden und stressvollen Realität geworden. Autos, Computer und Smartphone bleiben tolle und praktische Erfindungen, aber wir scheinen bisher nicht in der Lage zu sein, sie in einer Art zu nutzen, die nicht auch so schrecklich wahnsinnig unangenehm für unser Leben ist. Wir nehmen es nicht wahr dass es eigentlich ist, wie ein Teleporter der erst ganz dollen Juckreiz verursacht, ab und an Gliedmaßen falsch zuordnet und nach zufälliger Anzahl zwischen 0 und 264 Sekunden zur Körperexplosion führt. So wie wir ihn einsetzen für tägliche Kurztrips für ein Eis nach Budapest oder nach LA um kurz die Zigaretten zu kaufen die es nur da gibt. Aber machen diese Kurztrips unser Leben schöner? Ist es das wert? Finden wir Teleports so futuristisch und geil, und die LA Kippen so lecker, dass wir auf diese kleinen Seiteneffekte sch...sie ignorieren? Mehrere rethorische Fragen.

Und im echten Leben leiden immer mehr Menschen in den reichen Ländern unter Einsamkeit, Stress, usw. Und dass wir nebenbei aus versehen die Welt (unsere Lebensgrundlagen) vergiften, darauf schei... ja, scheißen wir.

Ich glaube wir wollen Gott spielen. Wir versuchen mit Technologie den Tod zu besiegen, das Leben beherrschen. Unendlich oder zumindest erheblich verlängern. Manche sagen das sogar.
Ich glaube aber auch die, die es nicht sagen, sind im wesentlichen der Technologie verfallen, weil wir alle hoffen das Leben wird dann erträglicher (stimmt ja auch) und unangenehmes verzögert sich oder bleibt aus. Ich glaube wir wollen "gegen die Natur gewinnen". Wir sehen uns nicht als Teil der Natur.
Unsere moderne, westliche Kultur hat keinen wirklichen Umgang, keine Integration des Tods in unserem Leben. Der Tod ist nicht Teil des Lebens sondern davon abgespalten. Vielleicht hat das die christliche Kultur hingekriegt. Jedenfalls scheint es sehr tief verankert, dass wir ihn fürchten müssen, er etwas schlechtes ist und am besten so lange es geht nicht daran denken, geschweige denn ihn im Alltag zu integrieren, darüber zu reden oder ihn zu feiern.
Ich finde unsere, meine Kultur ist an einigen Ecken ein bisschen naiv und etwas bemitleidenswert lächerlich. Dass unsere Körper vergänglich sind, das eine wesentliche Eigenschaft des Lebens ist, aber uns das Unbehagen bereitet, statt dass wir uns freuen Teil des Lebens zu sein. Wie ein überheblicher trotziger mitte 20 jähriger, der andere Kulturen sieht und sagt: Die betrachten sich als Teil der Natur? Pfff.. haha, was für Hinterwäldler! Haben nicht mal Uhren!

Was macht denn unsere Leben lebenswerter? Wie wollen wir leben?
Ich glaube wir haben genug Technologie und Erfindungen geschaffen, dass alle Menschen auf der Welt glückliche Leben leben können.
Das wird seit Jahrzehnten von Menschen die dazu forschen gesagt: es ist eine Verteilungsfrage.
Das Anhäufen ist schon lange nur noch eine Machtanhäufung. Ungleichheit wird angehäuft.
Wir konsumieren, leben, arbeiten und spielen das Spiel einfach weiter.

Beschäftigen wir uns lieber mit den schönen Dingen im Leben, mit dem Tod, feiern ihn, fragen uns wie, fragen uns was uns wichtig ist und malen es auf, schreiben es, musizieren es, erzählen uns gegenseitig davon.

Ich wünsche euch und mir viel Freude dabei!


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