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06.11.2022 (notes) [6367f302]

auf dem land

rininininininininDER
brüllüllüllüllüllüllüllüllEN

schweineineineineineineineinE
grununununununununZEN

hununununununununDE
bellellellellellellellellEN

katatatatatatatatZEN
miauiauiauiauiauiauiauiauEN

katatatatatatatatER
schnurrurrurrurrurrurrurrurrEN

gänänänänänänänänSE
schnattattattattattattattattERN

ziegiegiegiegiegiegiegiegEN
meckeckeckeckeckeckeckeckERN

bienienienienienienienienEN
summummummummummummummummEN

grillillillillillillillillEN
ziriririririririrPEN

fröschöschöschöschöschöschöschöschE
quakakakakakakakakEN

hummummummummummummummummELN
brummummummummummummummummEN

vögögögögögögögögEL
zwitschitschitschitschitschitschitschitschERN



https://www.lyrikline.org/de/gedichte/auf-dem-land-1237
- Mit Vertonung(!)





ERNST JANDL
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* 01.08.1925, Wien, Österreich
† 09.06.2000, Wien, Österreich

Ernst Jandl wurde am 1. August 1925 in Wien geboren.

Nach dem Besuch der Höheren Schule, war er gezwungen ab 1943 seinen Militärdienst an der Front abzuleisten und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde.

Zurück in Wien studierte er Germanistik und Anglizistik, legte 1949 seine Lehramtsprüfung ab, und arbeitete darauffolgend – mit zeitweiliger Beurlaubung – bis 1979 als Lehrer.

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1950 promovierte Jandl über die Novellen von Arthur Schnitzler. Seit 1952 publizierte er regelmäßig in Zeitschriften, seit 1964 zudem in Buchform.

Eine innige Freundschaft verband ihn mit Frederike Mayröcker seit Mitte der 50er Jahre. Mit ihr arbeitete er auch immer wieder literarisch zusammen.

1970/71 weilte er als Gast des DAAD in West-Berlin, im Herbst 1971 als Visiting German Writer an der University of Texas in Austin. 1972 unternahm er zusammen mit Mayröcker eine Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten. 1977 hielt er an der Technischen Universität in Wien sechs Vorträge über neue Dichtung. 1984 übernahm er die Stiftungs-Dozentur für Poetik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main.

Ebenfalls ab 1984 trat er wiederholt mit den Musikern des Vienna Art Orchestra auf, seit 1992 mit dem Musiker Erich Meixner.

1995 wird ihm zu Ehren ein Symposium an der Universität Udine gegeben.

Jandl war seit 1951 Mitglied der Sozialistischen Partei Österreichs, seit 1970 der Akademie der Künste Berlins. 1973 war er Mitbegründer der Grazer Autorenversammlung. Seit 1981 war er korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, und seit 1984 Mitglied des Österreichischen Kunstsenats.

Ernst Jandl starb am 9.6.2000.

Bereits in seiner dritten Zeitschriften-Veröffentlichung in den „Neuen Wegen“ stellte Jandl seinen „Sprechgedichten“ eine programmatische Vorbemerkung vorraus:

„das sprechgedicht wird erst durch lautes lesen wirksam, länge und intensität der laute sind durch die schreibung fixiert. spannung entsteht durch das aufeinanderfolgen kurzer und langer laute (booooooooooooo- ooooooooooorrrrannn), verhärtung des wortes durch entzug der vokale (schtzngrmm), zerlegung des wortes und zusammenfügung seiner elemente zu neuen, ausdrucksstarken lautgruppen (schtzngrmm, ode auf N), variierte wortwiederholungen mit thematisch begründeter zufuhr neuer worte bis zur explosiven schlußpointe (kneipp sebastian). bestandteile eines einzelnen wortes sind die worte eines ironischen spiels um diese worte, das aus diesem prozeß erschöpft auftaucht (philosophie), aus dem grundwort gewonnene laute des überdrusses, der gleichgültigkeit, heftiger ablehnung und stärksten lebenswillens schlagen um in marktgeschrei als heldenkult (ode auf N), und aller ingrimm rollender rrr gilt der humorlosigkeit, dieser deutschen krankheit, die auch österreicher mitunter befällt.“

Ernst Jandl wurde bekannt als virtuoser Sprachspieler, und ging schon früh – spätestens Mitte der 70er Jahre – als solcher in den Kanon der Universitäts- und Schulliteratur ein. Zeitgleich setzte eine Gegenbewegung in seinen Texten ein, die der Germanist Hermann Korte im KLG wie folgt beschrieb: „Jandl schrieb beharrlich und konsequent gegen das Image vom lustig-netten Sprachclown an. Vom liebenswürdigen Ironiker und spielerischen Artisten, der Überraschungen zu allerlei Sprachwitz bereithält, ist im Spätwerk kaum etwas übrig geblieben. Von Gedichtband zu Gedichtband steigerten sich Melancholie und Sarkasmus. Ihr Fundament war ein Pessimismus, der von Anfang an latent im Werk verborgen war.“

Diese Haltung, die mehr und mehr von Verzweiflung und Todesnähe genährt wurde, drückt sich auch in dem Spätwerk „grab des“ aus:

"du haben zudecken / ein erden für allen / steifen nicht mehr haben / selber sein ein steifer"

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